Wann eine Zwiemilchernährung sinnvoll sein kann
Es kann frustrierend und entmutigend sein, wenn die eigene Muttermilchmenge einfach nicht ausreicht, um das hungrige Baby im ersten Lebenshalbjahr zu versorgen. Das kann an anatomischen Ursachen, hormonellen Gründen oder an still-bedingten Beschwerden liegen. Es kann auch sein, dass ein Wachstumsschub deines Babys kurzzeitig zu einem Milch-Engpass führt, aber auch das ist normal und geht vorüber. Auch wenn deine Hebamme und Stillberaterin dir bereits zahlreiche Ratschläge gegeben haben, fühlst du dich vielleicht hilflos und unsicher damit, dass du dein Baby auf natürlichem Wege nicht ausreichend versorgen kannst.
Lass dich davon nicht entmutigen. Denn statt komplett auf das Fläschchen zu setzen, kann die Zwiemilchernährung eine gute Option für euch sein. Hier gibst du deinem Baby zusätzlich zur Muttermilch Alternativen wie z.B. Pre-Nahrung aus Kuhmilch oder Ziegenmilch.
Zwiemilchernährung – darauf solltest du achten
Zuerst nur stillen
Empfohlen wird, mit der Zwiemilchernährung erst zu beginnen, wenn sich das Stillen möglichst gut eingespielt hat. Das heißt, dass dein Baby problemlos von deiner Brust trinken kann und ihr eine komfortable Stillposition gefunden habt. Der Zeitpunkt kann individuell unterschiedlich sein, generell spricht man von ca. 6 bis 8 Wochen.
Die Milchproduktion regeln
Eine Herausforderung beim Wechseln zwischen Stillen und Flasche kann die Kontrolle bzw. das Aufrechterhalten der Milchproduktion der Brust sein. Das Angebot wird schließlich über die Nachfrage geregelt, bedeutet: weniger anlegen (oder abpumpen) führt zu weniger Milch.
Versuche also, dein Baby so oft wie möglich anzulegen und gib ihm die Möglichkeit, seine Nahrung direkt von der natürlichen Quelle zu beziehen. Denn jedes Mal, wenn dein Baby saugt, wird die Milchproduktion angeregt und dein Körper wird mehr Milch produzieren. Auslöser hierfür sind zwei Hormone, Prolaktin und Oxytocin: Saugt dein Baby an deiner Brust, wird durch den natürlich Reiz Prolaktin ausgeschüttet, welches für die Milchproduktion zuständig ist. Daneben wird auch Oxytocin (umgangssprachlich auch „Bindungshormon“ genannt) ausgeschüttet, welches das Ausstoßen der Milch beim Stillen erleichtert.
Zwiemilch: Wie viel zufüttern bei einer Mahlzeit
Wenn du zufütterst, weil du die Befürchtung hast, dass dein Baby nicht satt wird, gilt folgende Regel: Immer zuerst stillen und erst dann mit der Babyflasche zufüttern. Wenn du dann merkst, dass dein Baby nach dem Trinken an der Brust noch Hunger hat, biete ihm statt deiner zweiten Brust das Fläschchen mit der alternativen Milch an.
Zudem ist es wichtig, dass dein Baby eine Brust „leertrinkt“ und so möglichst viel von der sättigenden Hintermilch aufnimmt. Wenn es nur kurz trinkt, stillt es mit der wässrigen Vordermilch im Zweifel nur seinen Durst.
Regelmäßigkeit
Für Kind und Brust ist ein regelmäßiger Ablauf optimal. So pendeln sich Milchproduktion und Verdauung ein. Ganz abgesehen davon lieben die meisten Babys wiederkehrende Rituale und Verlässlichkeit.
Säuglings(milch)-Nahrung und Milchpulver
Pre-Milch ist der Muttermilch in der Zusammensetzung am ähnlichsten und darum erste Wahl für die Zwiemilchernährung. Genau wie das „Original“ enthält Pre-Pulver nur Milchzucker als Kohlehydratquelle. „1er“-Milchpulver (Anfangsmilch) kann wie Pre-Pulver früher verwendet werden. Sie enthält neben dem Milchzucker allerdings noch Stärke oder Maltodextrin.
In Folgemilch („2er“ Milch), die frühestens ab dem 6. Lebensmonat empfohlen wird, werden auch andere Formen von Zucker bzw. Kohlehydraten verwendet. Rein ernährungstechnisch ist der Wechsel auf Folgemilch nicht notwendig, sie kann aber sättigender sein. Diesen Effekt hat allerdings auch Beikost, sobald sie eingeführt wurde. Der Vorteil von Pre-Milch: Du kannst sie wie Muttermilch ganz nach Bedarf geben.
Sauger und Ausstattung
Wähle für das Fläschchen einen Sauger mit einer möglichst geringen Durchflussrate. Auf diese Art läuft die Pre-Milch nicht zu schnell aus der Flasche. Das Baby muss sich also genau wie an der Brust etwas anstrengen, um Milch aus der Flasche zu bekommen. Das verhindert ein ungewolltes Abstillen, weil die Flasche nicht deutlich „bequemer“ als die Brust ist.