Study Summary

Auswirkungen eines frühen Schnullereinsatzes auf das Stillen

Eine randomisierte, kontrollierte Studie


The effects of early pacifier use on breastfeeding: a randomised controlled trial.

Hermanson A, Lindh Astrand L.

2020 Sep;33(5):e473-e482 doi: 10.1016/j.wombi.2019.10.001

Conclusio

In der in dieser Übersicht zusammengefassten Studie wurde der Zusammenhang zwischen der frühen Verwendung von Schnullern sowie der Dauer und Häufigkeit des Stillens untersucht. Es konnte nachgewiesen werden, dass der Gebrauch eines Schnullers - gleichgültig ob direkt nach der Geburt oder später – keine negativen Auswirkungen auf die Dauer und die Häufigkeit des Stillens aufweist.

Hintergrund

Die Verwendung eines Schnullers kann bei Früh- und Termingeborenen zur Prävention des Sudden Infant Death Syndroms (SIDS)1  und Schmerzreduktion beitragen. Darüber hinaus kann die Schnullerverwendung viele positive Auswirkungen bei Frühgeborenen aufweisen:

  • Reduktion des Spitalsaufenthalts3, 4
  • leichtere Transition von der Magensonde auf die orale Fütterung5, 6
  • Reduktion der Zeit bis zum vollen Stillen7, 8
  • erhöhter Blutdruck9
  • verbesserte Herzfrequenz10

Volles Stillen wird von der Weltgesundheitsorganisation seit vielen Jahren ausdrücklich über die ersten sechs Monate empfohlen. Weitere 18 Monate oder länger soll Beikost zugefüttert, aber auch weiterhin gestillt werden.11


Methode

Die Studie wurde offen, prospektiv, randomisiert und kontrolliert durchgeführt und erfolgte in einem Parallelgruppendesign. 239 Erstgebärende und ihre zum errechneten Termin geborenen Säuglinge wurden entweder in eine Interventions- oder Kontrollgruppe randomisiert. In der Interventionsgruppe wurde die Verwendung eines Schnullers ab dem ersten Lebenstag empfohlen. Die Kontrollgruppe wurde angewiesen, den Schnuller in den ersten zwei Lebenswochen nicht zu verwenden. Ein Ziel der Studie war es, zu untersuchen, ob die Schnullerverwendung in den ersten zwei Lebenswochen des Babys einen Einfluss auf den Anteil des Stillens (voll oder partiell) nach sechs Monaten hat, im Vergleich zu keiner Schnullerverwendung in den ersten zwei Lebenswochen. Weiterhin wurde untersucht, ob Unterschiede zwischen der Interventions- und Kontrollgruppe bei einer frühen Schnullerverwendung in Bezug auf den Anteil des vollen oder partiellen Stillens sowie Stillproblemen zu verschiedenen Zeitpunkten (zwei, vier und sechs Monate) zu finden sind. Um Faktoren zu identifizieren, die Einfluss auf das Stillen nehmen können, wurde eine multivariate, logistische Regressionsanalyse durchgeführt. 209 Mutter-Baby-Paare beendeten die Studie und konnten in die Auswertung einbezogen werden.

Ergebnisse

  • Es konnten zu keinem Zeitpunkt (zwei, vier oder sechs Monate) Unterschiede hinsichtlich des vollen oder partiellen Stillens zwischen beiden Gruppen beobachtet werden. Dies war unabhängig davon ob vollständig, teilweise oder gar nicht gestillt wurde. Bezüglich selbstberichteten Stillproblemen wurden ebenfalls keine Unterschiede zwischen der Interventions- und Kontrollgruppe festgestellt.
  • In der Interventionsgruppe wurde der Schnuller signifikant häufiger innerhalb von zwei Wochen angeboten (84,4 % vs. 54 %; p < 0,001). Zudem wurde der Schnuller in der Interventionsgruppe früher, nämlich innerhalb von vier Tagen eingeführt (37,6 % vs. 21 %; p = 0,03) und lag somit im Median einen Tag vor der Kontrollgruppe. Nach zwei bzw. sechs Monaten konnten keine signifikanten Unterschiede bei der Verwendung des Schnullers festgestellt werden.
  • Aufgrund mangelnder Compliance wurde der Effekt der Schnullerverwendung auf den Stillerfolg nicht in den randomisierten Gruppen, sondern im Design einer Beobachtungsstudie ausgewertet. Insgesamt konnten keine signifikanten Unterschiede im vollständigen oder partiellen Stillen nach vier und sechs Monaten gefunden werden, unabhängig vom Zeitpunkt der ersten Schnullergabe (innerhalb von vier Tagen, zwischen fünf und 14 Tagen, nach zwei Wochen, keine Schnullerverwendung). Auch die Häufigkeit der Schnullerverwendung hatte keinen Einfluss auf den Anteil des Stillens. 

MAM Service

Die vollständige Studie finden Sie unter: mambaby.com/professionals

1Horne RSC et al. Dummy(pacifier)use and sudden death syndrome: potential advantages and disadvantages. J Paediatr Child Health 2014;50(March (3)):170–4.
2Pillai Riddell RR, Racine NM, Gennis HG, Turcotte K, Uman LS, Horton RE, et al. Non-pharmacological management of infant and young child procedural pain. Cochrane Database Syst Rev 2015(December (12)). doi:http://dx.doi.org/ 10.1002/14651858.CD006275 CD006275
3Foster JP, Psaila K, Patterson T. Non-nutritive sucking for increasing physiologic stability and nutrition in preterm infants. Cochrane Database Syst Rev 2016;10 (October) CD001071
4Kaya V, Aytekin A. Effects of pacifier use on transition to full breastfeeding and sucking skills in preterm infants: a randomised controlled trial. J Clin Nurs 2017;26(July (13–14)):2055–63.
5See footnote 3
6See footnote 4
7see footnote 3
8see footnote 4
9Horne RS, Fyfe KL, Odoi A, Athukoralage A, Yiallourou SR, Wong FY. Dummy/pacifier use in preterm infants increases blood pressure and improves heart rate control. Pediatr. Res. 2016;79(February (2)):325–32.
10See footnote 3
11World Health Organisation (WHO). Health topics breastfeeding. Available from:. Geneva, Switzerland: WHO; 2017http://www.who.int/topics/breast- feeding/en/.