Eine besondere Aufmerksamkeit für die Mundgesundheit ist der Schlüssel für die Förderung eines guten allgemeinen Gesundheitszustands und die Unterstützung des Wohlbefindens und einer guten Lebensqualität.1 Aus diesem Grund sollte die pädiatrische Zahnversorgung mit Maßnahmen verbunden werden, die auf die pränatale und neonatale Pflege abzielen, um eine gute Mundgesundheit zu fördern, und diese Maßnahmen sollten während der Kindheit und Adoleszenz fortgeführt werden.
Die Eigenschaften des stomatognathen Systems eines Neugeborenen sind genau auf Saugen und Schlucken unter Nasenatmung abgestimmt, wodurch das Stillen und Gesamtwachstum sowie die Entwicklung unterstützt werden.2 In Übereinstimmung mit den Empfehlungen der WHO wurde festgestellt, dass das ausschließliche Stillen für einen Zeitraum von sechs Monaten, gefolgt von einem begleitenden Stillen bis zum Alter von zwei Jahren (oder länger) in Kombination mit einer ergänzenden und ausgewogenen Ernährung und in Übereinstimmung mit kinderärztlichen Leitlinien ein natürliches und optimales Szenario zur Förderung eines harmonischen kraniofazialen Wachstums und einer harmonischen kraniofazialen Entwicklung darstellt (Anmerkung: In Deutschland ist das empfohlene Zeitfenster für die Beikosteinführung zwischen Beginn des 5. Lebensmonats und Beginn des 7. Lebensmonats). Dies hat positive Auswirkungen auf spätere Lebensstadien.3,4 Dementsprechend und davon ausgehend, dass dies eine realisierbare Möglichkeit für die Mutter-Kind-Dyade ist, sollte das Stillen als ausschließliche Form des Fütterns von Neugeborenen unterstützt und gefördert werden. Es ist jedoch möglich, dass Änderungen in der prä-, peri- oder postnatalen Phase mit Auswirkungen für die Mundhöhle auftreten, die die orale Funktionalität und das Stillen erschweren oder verhindern oder bewirken können, dass die Eltern an dieser Funktionalität zweifeln.5,6,7,8 Dieser Kontext verdeutlicht die Bedeutung professioneller zahnärztlicher Beratungen in der neonatalen Phase zum Erhalt einer zeitnahen Diagnose, die zu einer Überwachung oder sogar zur sofortigen multidisziplinären Zahnbehandlung führt.9 Dies wiederum macht deutlich, wie wichtig die Mundgesundheit neben altersgerechtem Wachstum und entsprechender Entwicklung bereits im frühen Kindesalter ist.
Veränderungen oder Funktionsstörungen im orofazialen Komplex können aufgrund der eigenen Frühgeburtlichkeit durch den Mangel an Wachstums- und Entwicklungsmöglichkeiten im Mutterleib auftreten, was zur physiologischen und neurologischen Unreife oder zu Komplikationen und Morbiditäten kurz nach der Geburt führen kann. Außerdem können andere komplexe Faktoren wie angeborene kraniofaziale Veränderungen, Muskelhypotonie und orofaziale Asymmetrien mit der Frühgeburtlichkeit zusammenhängen. Darüber hinaus führen einige der neonatalen Morbiditäten während des Krankenhausaufenthalts auf der Neugeborenen-Intensivpflegestation dazu, dass oral verwendete Geräte wie invasive mechanische Beatmung und orogastrale Sonden verwendet werden müssen. Schädliche orale Praktiken und eine unangemessene Position des Kopfes und des Halses im Inkubator, können die Veränderungen im Wachstum und in der Entwicklung der Strukturen des kraniofazialen Komplexes widerspiegeln, da Verhaltensweisen und Umweltfaktoren in der Lage sind, den Prozess der Bildung dieser Strukturen und ihrer Funktionen zu beeinträchtigen.10,11,12,13,14,15
In mehreren Studien wird beschrieben, wie sich durch Prämaturität sowohl das Risiko von Oberkieferatresie und von Variationen im Muskeltonus und der orofazialen Motorik als auch das Risiko einer unzulänglichen Qualität des Saugens, Schluckens und der Nasenatmung erhöhen kann, was zu zukünftigen Auswirkungen auf die Mundgesundheit führt, wie zum Beispiel Malokklusion. Außerdem zeigen Studien Abweichungen in der Zahnschmelzbildung, wie Hypoplasie (quantitativer Defekt) und Hypomineralisation (qualitativer Defekt), die zu Sensitivität, Zahnfraktur, Zahnkaries und einer ästhetischen Beeinträchtigung des Lächelns der Kinder führen können.16,17,18,19,20
In diesem Zusammenhang schlagen Ruiz et al. (2021) vor, dass der Kinderzahnarzt in das Gesundheitsversorgungsteam für Früh- und Neugeborene aufgenommen wird, um die Mundgesundheit bei angemessenem Wachstum und orofazialer Entwicklung zu fördern. Diese Autoren beschreiben ein Modellprotokoll für die zahnärztliche Untersuchung von Neugeborenen, die nach einer angemessenen Identifizierung, einer sorgfältigen Anamnese und einer gründlichen globalen Untersuchung des Neugeborenen erfolgen sollte, wobei der zahnärztliche Schwerpunkt auf der Beurteilung von Kopf, Hals, Gesicht, Bewegungen der Kiefergelenke und allen Strukturen und Funktionen der Mundhöhle liegt. Sie betonen, dass diese zahnärztliche Untersuchung unter Einhaltung aller Biosicherheitsnormen und mit nicht-invasiven Maßnahmen, sanften Berührungen, feinfühligen, präzisen und minimalen orofazialen Manipulationen erfolgen muss. Außerdem propagieren sie die Vorteile einer beginnenden Überwachung der Okklusion der Kauleisten, der Beziehung zwischen Ober- und Unterkiefer sowie von Wachstum und Entwicklung der anderen Strukturen des stomatognathen Systems, wobei auf Maßnahmen abgezielt wird, die das zukünftige Erreichen einer ausgeglichenen und funktionellen Okklusion im Milchgebiss mit Gesichtsharmonie fördern. Bei diesen transdisziplinären Maßnahmen sind familiäre Unterstützung, Verständnis und Motivation von wesentlicher Bedeutung, wenn es darum geht, einen Lebensstil zu befolgen, der die Mundgesundheit von Kindern durch Aufnahme proaktiver Beratung über Themen wie:
sodass pädiatrische zahnärztliche Beratungen während der Kindheit und Adoleszenz regelmäßig durchgeführt werden.
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