Aus Beobachtungsstudien zum normalen Schlafmuster in einer großen Kinderpopulation aus diversen Ländern ergeben sich für Kinder folgende durchschnittliche Schlaflängen:1
Die Schlafdauer unterscheidet sich jedoch weltweit; Kinder aller Altersgruppen in Asien schlafen täglich 60–120 Minuten kürzer als Kinder in Europa und 40–60 Minuten kürzer als Kinder in den USA.2 Im historischen Rückblick scheint sich die Schlafdauer von Kindern verkürzt zu haben. Eine Übersicht über die Jahre 1897–2009 zeigt, dass sich die gesamte tägliche Schlafdauer von Kindern in den meisten untersuchten Ländern um etwa eine Stunde verkürzt hat.3
Ursachen für den verringerten Schlaf können die Unsicherheit im Umgang von Eltern mit ihren Kindern sowie die Unsicherheit in den Betreuungsrollen der Eltern sein. Es kommt zu Überstimulation, zu einer zu hohen Aufmerksamkeit und dazu, dass das Kind in Situationen gefüttert wird, in denen es eher beruhigt und vertrauensbildend behandelt werden sollte. So kann ein Teufelskreis entstehen, der mit mehrfachem nächtlichen Aufwachen und Füttern verbunden ist.4
Häufiges essen in der Nacht führt zu einem erhöhten Kariesrisiko. Karies entsteht, wenn die Bakterien im Mund Kohlenhydrate vergären, wodurch sich Säure bildet. Diese Säure greift den Zahnschmelz an, was zu einem Herauslösen von Mineralstoffen führt.5,6 Die Demineralisierung des Zahnschmelzes kann durch einen heilenden Prozess – die Remineralisierung – ausgeglichen werden. Dies geschieht unter anderem mithilfe der puffernden Eigenschaften des Speichels und wird durch die zusätzliche Anwendung von Fluorid (Bei Säuglingen und Kleinkindern in Form von fluoridhaltiger Kinderzahnpasta ODER der Gabe von Fluoridtabletten) verstärkt und beschleunigt. Die Bakterien, die sich im Zusammenhang mit einem beginnenden Kariesbefall meist ansetzen, sind zum Beispiel in den Belägen der Zahnoberflächen vorhanden; eine hohe Zuckerzufuhr begünstigt ihre Etablierung.5 Die Bakterien werden von Mensch zu Mensch übertragen; dies geschieht beispielsweise, wenn die Eltern den Schnuller oder den Fütterlöffel zuerst selbst in den Mund nehmen und ihn dann ihrem Kind anbieten.
Ein anderer großer Risikofaktor sind gesüßte Getränke, die nachts mit dem Fläschchen verabreicht werden. Wissenschaftliche Untersuchungen aus Schweden haben ergeben, dass alle Säuglinge und Kleinkinder, die im Alter von ein oder zwei Jahren während der Nachtstunden Gesüßtes zu trinken erhielten, mit drei Jahren Löcher in den Zähnen hatten. Außerdem hatten alle Kleinkinder, die mit einem Jahr bereits Kariesbefall aufwiesen, nächtlich entweder Saft oder Fruchtsuppe zu trinken erhalten.7 Eine nächtliche Flaschenernährung mit Muttermilchersatz erhöht im Vergleich zu nächtlichem Stillen ebenfalls das Risiko einer Karieserkrankung.8,9 Kalzium und Phosphor aus der Muttermilch werden direkt dem Zahnschmelz zugeführt, was zu dessen Remineralisierung führt. Bei Säuglingen bis zum Alter von einem Jahr ist kein Zusammenhang zwischen dem Stillen und einem erhöhten Risiko einer Karieserkrankung zu erkennen, sondern das Stillen scheint gegen Karies zu schützen; ab dem Alter von einem Jahr nimmt der Schutz langsam ab.10,11 Jedoch besteht bei Kindern, die häufig und über eine längere Zeitdauer hinweg gestillt werden, eine erhöhte Kariesgefahr, insbesondere dann, wenn das Zähneputzen entfällt.12
Neben Karies bestehen beim vermehrten nächtlichen Aufwachen weitere Risiken; der Schlaf ist für eine gesunde Entwicklung des Kindes wichtig. Auch verschiedene andere Gesundheitsprobleme von Kindern werden mit Schlafmangel und anderen Schlafstörungen in Verbindung gebracht. Zu wenig Schlaf ist ein Faktor, der zu Übergewicht von Kindern beiträgt; der Zusammenhang ist am deutlichsten bei Kindern in der Altersgruppe von ein bis sechs Jahren, in der Schlafmangel auch eine Prädisposition für ein länger anhaltendes Übergewicht setzt.13 Es wird empfohlen, dass Säuglinge ab neun Monaten „durchschlafen“ sollen; dies heißt jedoch nicht, dass die Kinder zehn bis zwölf Stunden am Stück schlafen müssen, sondern dass sie fünf Stunden schlafen, ohne für Mahlzeiten aufwachen – zum Beispiel von etwa Mitternacht bis morgens um fünf Uhr.14
Zuerst einmal gilt es, Eltern zu verdeutlichen, dass die Schlafzyklen von Kleinkindern wesentlich kürzer sind als die von Erwachsenen. Dadurch ist ein nächtliches Aufwachen, so anstrengend es sein mag, für Kinder wegen der variierenden Schlaftiefe völlig natürlich. Für eine Erleichterung des Familienlebens können die Eltern versuchen, den Kindern beizubringen, zumindest bei manchem Aufwachen wieder alleine einzuschlafen. Damit Kinder wieder einschlafen können, müssen sie erlernen, abends alleine einzuschlafen. Ab einem Alter von etwa vier Monaten lässt sich eine wiederkehrende beruhigende Abendroutine einführen, bei der die Eltern zur Schlafenszeit sanft alle etwaigen Einschlafhilfen verringern.6 Die Einschlafroutine unterstützt das Kind dabei, die Situation wiederzuerkennen und zu verstehen, was bevorsteht. Eine regelmäßige Ordnung der Mahlzeiten während des Tages unterstützt das Kind ebenfalls dabei, täglich Hunger ungefähr zum selben Zeitpunkt zu verspüren, was die Gefahr eines nächtlichen Aufwachens, um zu essen, ebenfalls senkt. Damit man mehr Mahlzeiten während der Tagzeit unterbringen kann, sollte der Abstand zwischen ihnen nicht zu groß sein, da dann das Hungergefühl des Kindes abnehmen kann. Die Abstände sollten aber auch nicht so kurz sein, dass das Kind gar nie ein Hungergefühl vernimmt. Ein weiterer wichtiger Tipp für Eltern ist, sowohl die Essenszeiten als auch die Schlafzeiten zu beruhigenden, angenehmen Erlebnissen für das Kind zu gestalten als auch ab dem ersten Zahn das Zähneputzen mit einer Kinderzahncreme einzuführen.
1Galland, B. C., Taylor, B. J., Elder, D.E., & Herbison, P. (2012). Normal sleep patterns in infants and children: a systematic review of observational studies. Sleep Med Rev, 16, pp.213–222.
2Olds, T., Blunden, S., Petkov, J., & Forchino, F. (2010). The relationships between sex, age, geography and time in bed in adolescents: a meta-analysis of data from 23 countries. Sleep Med Rev, 14, pp.371–8.
3Matricciani, L., Olds, T., & Petkov, J. (2012). In search of lost sleep: secular trends in the sleep time of school-aged children and adolescents. Sleep Med Rev, 16, pp.203–211.
4Hägglöf, B. (2015) Sleep problems in children – historical and contemporary aspects [Sömnproblem hos barn – historiska och nutida aspekter]. Uppsala: Swedish National Food Administration.
5Kylberg, E., Westlund, A. M., & Zwedberg S. (2014). Breastfeeding today [Amning i dag]. Gothia: Stockholm.
6Magnusson, M., Blennow, M., Hagelin, E., & Sundelin C. (2016). Paediatric healthcare today [Barnhälsovård idag]. Liber: Stockholm.
7Wendt, L. K. (1995). On oral health in infants and toddlers. (Thesis, University of Gothenburg, 1995).
8Mohebbi, S. Z., Virtanen, J. I., Vahid-Golpayegani, M., & Vehkalahti, M. M. (2008). Feeding habits as determinants of early childhood caries in population where prolonged breastfeeding is the norm. Community Dent Oral Epidemiol, 36(4), pp.363-369.
9Peres, R. C. R., Coppi, L. C., Volpato, M. C., Groppo, F. C., Cury, J. A., Rosalen, P. L. (2008). Cariogenic potential of cows', human and infant formula milks and effect of fluoride supplementation. British Journal of Nutrition, Vol.101(3), pp.376-382
10Dye, B. A., Shenkin, J. D., Ogden, C. L., Marshall, T. A., Levy, S. M., & Kanellis, M. J. (2004). The relationship between healthful eating practices and dental caries in children aged 2-5 years in the United States, 1988-1994. J Am Dent Assoc, 135(1), pp.55-66.
11Ribero, N. M., & Ribero, M.A. (2004). Breastfeeding and early childhood caries: a critical review. J Pediatr (Rio), 80 (5 Suppl), pp.199-210.
12White, W. (2008). Breastfeeding and the risk of early childhood caries. Evid Based Dent, 9, pp.86-88.
13Taheri, S. (2006). The link between short sleep duration and obesity: We should recommend more sleep to prevent obesity. Archives of Disease in Childhood, 91.(11), pp.881-884.
14Smedje, H. (2015). Classification of sleep disorders in children [Klassifikation av sömnstörningar hos barn]. Uppsala: Swedish National Food Administration.