Mutter schaut liebevoll in Babybett, in dem ihr Baby schläft

Scientific Article

Der kindliche Schlaf

Rondine De Luca


Vorwort

Schlaf ist ein Grundbedürfnis des Menschen. Wenn wir nicht schlafen, nimmt unsere Konzentrationsfähigkeit ab, wir haben Stimmungsschwankungen und können uns Dinge schlechter merken.

Schlaf tut Kindern gut, denn durch den sinkenden Cortisolspiegel und die angeregte Produktion von Wachstumshormonen wächst das Kind während des Schlafens.1

Schlafmangel beim Kind führt unter Umständen zu Reizbarkeit, Weinen und Stress.

Hinzu kommt eine der größten Herausforderungen für die frischgebackene Mutter: der Rhythmus des Neugeborenen. Sich an den Rhythmus seines Kindes anzupassen, bedeutet sich gegenseitig kennenzulernen, sich zu verstehen und die eigenen Gewohnheiten neu zu definieren.

Vor allem der in der ersten Zeit noch nicht vorhandene Schlaf-Wach-Rhythmus des Neugeborenen ist ein großer Risikofaktor für die Entwicklung einer postpartalen Depression, weil er für die noch junge Mutter sehr viel Stress bedeutet.

Postpartale Depression steht in engem Zusammenhang mit dem unregelmäßigen Schlafrhythmus des Neugeborenen, da der dadurch verursachte Stress zu hormonellen Störungen und Veränderungen in der Aktivität der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse führt.2

Der kindliche Schlaf: Gründe für das Aufwachen

Eltern fragen sich oft, weshalb ihr Kind nicht (durch)schläft.

Bis zu einem Alter von drei Jahren – und bei vielen Kindern bis zu einem Alter von fünf Jahren – ist der Schlaf stark fragmentiert und unterscheidet sich von dem einer erwachsenen Person.

Die Wachphasen, die alle 30 oder 60 Minuten auftreten, werden als Kontrollaufwachen bezeichnet. Sie sind physiologisch und von der Natur vorgesehen, damit die Eltern wissen, dass es dem Kind gut geht.

Es ist daher wichtig, sich über die Schlafphysiologie von Babys zu informieren, um keine unrealistischen Erwartungen zu haben.

In Anbetracht dessen können die Gründe für Schlafstörungen vielfältig sein: physiologisch, organisch, emotional, verhaltensbedingt oder umweltbedingt.3

Ein Kinderarzt oder eine Kinderärztin kann physiologische Störungen ausschließen. Dazu gehören zum Beispiel Sodbrennen oder Harnwegserkrankungen, die jedes Mal, wenn das Kind in der Nacht uriniert, Schmerzen und Unbehagen verursachen können. Auch Rötungen im Windelbereich und atopische Dermatitis, können durch einen sehr lästigen Juckreiz zum Aufwachen führen.

Eine weitere wichtige Rolle für das Wohlbefinden eines Neugeborenen nehmen auf Kinder spezialisierte Osteopath*innen ein: Sie können ihrerseits organische Ursachen ausschließen, wie z. B. Nackenverspannungen, die durch die Geburt oder die Position des Babys im Bauch verursacht wurden (wenn das Baby im Kindbett die „Halbmond“-Stellung einnimmt, d. h. mit nach oben gezogenem Nacken). Diese Fachkräfte können aber auch bei Koliken, Erbrechen, Plagiozephalie und Schlafstörungen im Allgemeinen helfen.

Weitere Gründe können emotionaler Natur sein. Vielleicht leidet die Mutter an einer postpartalen Depression oder sie ist erneut schwanger und erwartet ein weiteres Kind. Vielleicht liegt es aber auch an der Eingewöhnung im Kindergarten oder am Abstillen. Auch die Rückkehr der Mutter an ihren Arbeitsplatz, ein Trauerfall in der Familie und viele weitere Umstände können eine Rolle spielen.

Mechanismen und Methoden für die Normalisierung des kindlichen Schlafs

Man kann die Normalisierung des kindlichen Schlafs mit unterschiedlichen Mechanismen fördern. Einige sind biologisch und hängen von der nächtlichen Melatoninproduktion und der Gehirnentwicklung ab, andere wiederum vom Einfluss der äußeren Umgebung und der Erziehung.

Schlafen kann von den Eltern gelernt werden. Sie können ihre Kinder bei diesem Lernprozess unterstützen, um Schritt für Schritt ein Gleichgewicht zu erreichen.

Nachdem alle zuvor erwähnten Ursachen für Schlafstörungen ausgeschlossen wurden, kann man das Verhalten analysieren: Sehr oft liegt die Ursache für Schlafstörungen in der Schwierigkeit, wieder einschlafen und in die Tiefschlafphase zurückkehren zu können.

Kinder suchen nach den Bedingungen, die ihnen beim ersten Einschlafen geholfen haben, und wenn diese Bedingungen nicht gegeben sind, können sie möglicherweise nicht selbstständig wieder einschlafen.

Was bedeutet es für ein Kind, die Nacht durchzuschlafen? Es bedeutet nicht, dass das Kind bis zum Morgen nicht mehr aufwacht. Das Aufwachen ist physiologisch, aber das Kind wird immer besser in der Lage sein, selbstständig wieder einzuschlafen und so schnell in die Tiefschlafphase zu kommen.

Wie kann man Einschlafen beibringen und wann kann man damit beginnen? Im Laufe der Jahre wurden viele Methoden ausprobiert, von denen einige inzwischen überholt und veraltet sind, wie zum Beispiel die berühmte „Schreimethode“4, die Methode des „kontrollierten Schreiens“5 oder der „vorbereiteten Routinen“.6 In Wirklichkeit gibt es keine Methode, die für alle geeignet ist. Vielmehr muss man alle zuvor angesprochenen Variablen berücksichtigen und gemeinsam mit den Eltern eine Strategie entwickeln, die ihrem Erziehungsstil entspricht und den Charakter des Kindes respektiert. Auch wenn es eine solide empirische Grundlage gibt, die belegt, dass verschiedene Methoden zur Verbesserung des kindlichen Schlafs beitragen können, sorgen diese trotz der Studien zu ihrer Wirksamkeit und Sicherheit immer noch für Diskussionen.7

Ratschläge für Eltern in den ersten Monaten:

  1. In den ersten Monaten nach der Geburt ist der Körperkontakt8 wichtig, damit sich das Baby ruhig und geschützt fühlt: Halten Sie das Baby auf dem Arm oder in einem Tragetuch. Legen Sie es in eine Wiege neben dem Bett der Eltern oder in ein Beistellbett, das direkt an Ihrem Bett befestigt werden kann. So hat Ihr Kind immer Kontakt zu Ihnen und einen sicheren Schlaf.9
  2. Übertragen Sie Ruhe auf das Baby: Wenn Sie angespannt oder gestresst sind und Ihr Baby so zum Schlafen legen, führt dieser negative Zustand häufig dazu, dass Ihr Baby weint und sich das Einschlafen hinauszieht.
  3. Stillen in der Nacht ist in den ersten Lebensmonaten notwendig, weil der Magen des Säuglings noch klein ist und er daher oft essen muss. Unabhängig von der Art des Stillens ist es deshalb wichtig, das Bedürfnis des Säuglings nach Nahrung zu befriedigen, damit er länger und ruhiger schlafen kann. Dämmen Sie das Licht. Sprechen Sie mit leiser Stimme und nur dann, wenn es sein muss. Machen Sie langsame und ruhige Bewegungen, damit Ihr Baby nicht vollständig aufwacht. Das Saugen entspannt das Baby und die Milch sättigt es, so dass es noch ein paar weitere Stunden schlafen kann.
  4. Nach dem vierten Monat können tagsüber und abends Rituale für die Schlafenszeit eingeführt werden. Rituale sind wichtig für Ihr Kind, denn mit ihnen weiß es genau, was als Nächstes passiert. So fühlt es sich beruhigt und es kann ruhiger und länger schlafen.

Einem Kind einen gesunden Schlafrhythmus beizubringen, ist nicht nur für das Kind gut, sondern auch für die Eltern, deren Schlafmangel oft zu einer Abwärtsspirale führt, durch die Schlafprobleme verstärkt und ein Teufelskreis in Gang gesetzt werden.

Rondine De Luca

Schlafcoach

Rondine De Luca, Gründerin von „Le Fate della Nanna“, Kinderbetreuerin und Schlafcoach mit Zertifikat des „Institute Sleep Sensitive“, unterstützt seit mehr als 15 Jahren Familien bei Fragen zum kindlichen Schlaf. Autorin des Buchs „Mamma insegnami a dormire“, erschienen bei Mondadori 2019.

1PEDIATRICS Volume 1 37, Number 6, June 2016: e2 0151486
2(Meltzer-Body, 2011)
3O. Bruni, Opuscolo sul sonno. I disturbi del sonno del bambino-risvegli notturni ed insonnia nei primi 3 anni di vita, http://www.sleepchild.com
4R.Ferber, Solve your child’s sleep problems, Touchstone 1985
5E.Estivill, Fate la nanna, Mandragora 1999
6T. Hogg, Il linguaggio segreto dei neonati, Mondadori 2020
7FranceKG. Behavior characteristics and security in sleep-disturbed infants treated with extinction. J Pediatr Psychol. 1992;17:467-75
8Montagu,A, Il linguaggio della pelle, Verdechiaro 2012
9J. Mckenna, Di notte con tuo figlio, Il leone verde, Torino 2007