Scientific Article

Gemeinsam vorgehen – warum interprofessionelle Zusammenarbeit die Gesundheit von Kindern verbessert

Rebecca Slayton, DDS, PhD


Die Gesundheitsbedürfnisse von Kindern sind dynamisch und verändern sich ständig. Kinder sind von anderen abhängig, die sie betreuen und erkennen, welche Art der Versorgung benötigt wird. Es ist unwahrscheinlich, dass diese Bedürfnisse von einer Einzelperson oder einer einzigen Organisation erfüllt werden. Das Konzept der „teambasierten Versorgung“ integriert alle Personen, die im Leben der Kinder eine Rolle spielen, um den komplexen Bedürfnissen eines Kindes gerecht zu werden.1

Zusammenarbeit und Kommunikation zwischen medizinischem Fachpersonal wird immer häufiger, da in die Ausbildung der Gesundheitsberufe die interprofessionelle Ausbildung als wesentlicher Bestandteil der Schulung von Ärzten, Zahnärzten, Sozialarbeitern, Pflegepersonal, Hebammen und Apothekern aufgenommen wurde. 

Obwohl Zahnkaries als eine von Zahnärzten behandelte Erkrankung angesehen wird, sind die Risiken mit Auswirkungen auf Übergewicht, Adipositas, Diabetes und die allgemeine Gesundheit verbunden. Dadurch ist Karies für alle Gesundheitsdienstleister von Bedeutung. Zahnkaries ist die häufigste chronische Erkrankung im Kindesalter und in den meisten Fällen vermeidbar. Einer der Schlüssel der Prävention ist die Schulung der Eltern im Hinblick auf Ernährungsgewohnheiten, Mundhygiene, Fluoridgebrauch und andere Kariesrisikofaktoren in einem sehr frühen Kindesalter. Es ist bewiesen, dass frühzeitige Besuche beim Zahnarzt ein effektives Mittel sind, um Kariesgefahr bei Kindern frühzeitig zu erkennen, ein langfristiges Vertrauensverhältnis zwischen Patient und Zahnarzt („dentales Zuhause“) aufzubauen und Karies vorzubeugen.2,3

Die American Academy of Pediatric Dentistry4, die American Dental Association und die American Academy of Pediatrics5 empfehlen, dass Kinder ihre erste zahnärztliche Untersuchung dann haben sollten, wenn der erste Zahn durchbricht, jedoch nicht später als im Alter von 1 Jahr. Der Prozentsatz der Kinder, die diese Empfehlung erfüllen, ist gering. Eine von der AAPD durchgeführte nationale Umfrage stellte fest, dass 74% der Eltern mit ihrem Kind nicht vor seinem ersten Geburtstag zum Zahnarzt gehen6. In den USA sehen Ärzte und Pflegepersonal Kleinkinder für Vorsorgeuntersuchungen und Impfungen mindestens 13 Mal vor deren dritten Geburtstag und können das Kariesrisiko beurteilen und vorbeugende Maßnahmen ergreifen, einschließlich des Schutzes mit Fluoridlack. 

Vor Kurzem wurde ein Mundgesundheitslehrplan für nicht-dentale Gesundheitsdienstleister entwickelt7 (www.smilesforlifeoralhealth.org). Dieser gibt Ärzten und Pflegepersonal das notwendige Wissen, um Kariesrisikobeurteilungen durchzuführen, Fluroridlack aufzutragen und Schulungen in Sachen Mundgesundheit zu geben.7 Bei Kindern unter 6 Jahren erhalten diese Gesundheitsdienstleister hierfür in den USA in den meisten Fällen eine Vergütung.8 Wenn Krankheitsindikatoren erkannt werden, wird das Kind an einen Allgemein- oder Kinderzahnarzt überwiesen, um einen Versorgungsplan aufzustellen und die Kariesläsionen zu behandeln. Eine weitere vor Kurzem durchgeführte Studie unterstützt den Ansatz, mit den Präventionsmaßnahmen bereits während der Schwangerschaft zu beginnen.9 In einer Gruppe erhielten schwangere Frauen eine Zahnbehandlung in Kombination mit motivierender Gesprächsführung, Fluoridlack für den Säugling und vorausschauender Beratung. Die zweite Gruppe erhielt die gleiche Intervention, begann damit aber erst, als das Kind 2 oder 3 Jahre alt war. Im 3-jährigen Nachbeobachtungszeitraum wies die frühe Interventionsgruppe weniger Zahnkaries als die verzögerte Interventionsgruppe auf. Die Ergebnisse sprechen somit für den Einsatz präventiver Mundgesundheitsmaßnahmen durch Hausärzte, Hebammen und Allgemeinzahnärzte, die Schwangeren in ihrer Praxis begegnen und diese behandeln. Es zeigt auch die Bedeutung der frühzeitigen Versorgung von Kindern und der Einrichtung eines „dentales Zuhauses“.9

Es ist wichtig, dass alle Gesundheitsdienstleister, die mit kleinen Kindern und ihren Familien zu tun haben, sich der Faktoren bewusst sind, die zu einer guten Mund- und allgemeinen Gesundheit beitragen. Hierzu gehören eine gesunde Ernährung, ein minimaler Konsum von Nahrungsmitteln und Getränken mit zugesetztem Zucker, Mundhygienepraktiken und die vorbeugenden Wirkungen von topischem Fluorid

Rebecca Slayton, DDS, PhD

Kinderzahnärztin

Rebecca Slayton, DDS, PhD. Zertifizierte Kinderzahnärztin, emeritierte Professorin an der University of Washington School of Dentistry. Beraterin der American Academy of Pediatric Dentistry und der American Dental Association. Co-Editor des Lehrbuchs „Early Childhood Oral Health“.

1Katkin JP, Kressly SJ, Edwards AR, Perrin JM, Kraft CA, Richerson JE, Tieder JS, Wall L. Task force on pediatric practice change. Guiding Principles for Team-Based Pediatric Care. Pediatrics. 2017;140(2). pii:e20171489.
2American Academy of Pediatric Dentistry. Policy on the Dental Home. Pediatr Dent. 2018-19; 40(6):29-30. 
3Nowak AJ, Casamassimo PS, Scott J, Moulton R. Do early dental visits reduce treatment and treatment costs for children? Pediatr Dent 2014;36(7):489-93. 
4American Academy of Pediatric Dentistry. Perinatal and infant oral healthcare. Pediatr Dent. 2018-19; 40(6):216-220. 
www.aapd.org/research/oral-health-policies--recommendations/perinatal-and-infant-oral-health-care/ 
5Hale KJ, American Academy of Pediatrics Section on Pediatric Dentistry. Oral health risk assessment timing and establishment of the dental home. Pediatrics. 2003;111(5 Pt 1):1113-6. 
6Hill BJ, Meyer BD, Baker SD, et al. State of Little Teeth Report. 2nd ed. Chicago, IL: Pediatric Oral Health Research and Policy Center, American Academy of Pediatric Dentistry; 2019. 
7Society of Teachers of Family Medicine. Douglass A, ed. Smiles for Life: a national oral health curriculum for family medicine. 
www.smilesforlifeoralhealth.org 
8AAP Division of Healthcare Finance. Fluoride varnish application by pediatricians should be paid with no cost-sharing. AAP News. September 6, 2016. 
www.aappublications.org/news/2016/09/06/PPAAC090616 
9Jamieson LM, Smithers LG, Hedges J, Aldis J, Mills H, Kapellas K, Lawrence HP, Broughton JR, Ju X. Follow-up of an Intervention to Reduce Dental Caries in Indigenous Australian Children: A Secondary Analysis of a Randomized Clinical Trial. JAMA Netw Open. 2019; 1:2(3):e190648.